Motivation

Motivation. Meine Geschichte.

…ein Punkt der mir sehr wichtig ist, die Motivation.
Es ist wichtig etwas Kreatives zu machen, dem Leben wieder einen Sinn zu geben!
Frei und ohne Limits, sowie das KOCHEN! Ein weiterer Weg für ein selbstbestimmtes Leben!

Dazu meine Motivations-Kurzgeschichte:
Das muss ich dazu loswerden… Man kann es lesen... muss man aber nicht!

Als ich nach meinem Unfall in der Klinik das erst Mal wieder bei Bewusstsein war, erinnerte ich mich an einen Traum, den ich gehabt hatte.

Ich schwebte durch einen dunklen Raum, weiter durch eine graue Bergwelt, und suchte den Grund meines Zustandes. Wirr und unrealistisch. Irgendwann wurde es immer heller und sonniger und ich flog durch eine schöne Welt. Ich hatte diesen Traum öfters, nur wusste ich nicht warum. Dann erwachte ich kurz  und kam mir vor wie eine Schildkröte, in ihrem Panzer, auf dem Rücken liegend, und sehr eingeengt. Was hat das zu bedeuten? Und dann erfuhr ich es: Ein Absturz beim Klettern, 50 Meter gefallen, überlebt, schwer verletzt und ….. Querschnittsgelähmt!!

Ich wurde versorgt, gewaschen, gefüttert. Apparate mit Schläuchen versorgten mich mit Nahrung, Flüssigkeit und Medikamenten. Eine Beatmungsmaschine hielt mich nach dem Luftröhrenschnitt am Leben. Langsam wurde mir klar, mein Leben wird ein anderes sein, wenn ich das überhaupt überlebe.

Querschnittslähmung, was bedeute das für mich? Ist jetzt alles Schöne vorbei? Ein Leben, gefesselt an das  Bett, immer die gleichen vier Wände, ohne Selbstbestimmung? So meine Gedanken!

Nein, so nicht!

Und ich beschloss, wenn ich das überlebe, tue ich alles was möglich ist, um so weit es geht wieder selbstbestimmt zu leben.

Mit erzwungener Geduld lag ich nun in meinem Bett, konnte mich nicht bewegen und hoffte auf bessere Zeiten. Es kamen meine Frau, meine Mutter und Freunde zu Besuch. Keiner lies mich im im Stich. Wer nicht kommen konnte rief mich an.

Das ließ mich schon mal erkennen, die wichtigsten Personen in meinem Leben lassen mich nicht im Stich, das erste große Plus!

Ich wollte meine Lieben nicht enttäuschen, das verstärkte mein Vorhaben, das Beste aus der Situation zu machen. Und so ging es weiter, kleine Schritte, aber es ging voran. Langsam konnte ich den Kopf ein bisschen drehen, obwohl eine dicke Halskrause das sehr minimierte.  Aus der anfangs eingeschränkten kleinen Armbewegung wurde mehr. Jetzt musste ich noch die Abgewöhnung von der Beatmungsmaschine über zwei Wochen überstehen. Der Sauerstoffgehalt im Blut war gut und so beschleunigten die Ärzte die Abgewöhnung.

Wieder ein paar Pluspunkte, dachte ich.

Ich wurde alle vier Stunden gedreht, und meine Haut blieb ohne Reizung, dem gefürchteten Dekubitus. Meine O.P.- Narbe am Rücken machte ein bisschen Sorgen, aber sie heilte ab, ein weiterer Pluspunkt.

Am Anfang, wenn ich mal musste, wurde das Geschäft im Bett abgenommen. Ein paar Wochen später wurde ich mittels eines Lifters und einem Tuch in den Duschrollstuhl gehoben. Dann wurde ich über die Toilette gefahren. Das täglich, nach vorgegebenem Zeitplan, denn der Körper soll wieder in einen Rhythmus kommen.

Nun, endlich in einem „normalen“ Rollstuhl gesetzt, versuchte ich wieder Kraft in die schlafen Arme zu bekommen. Die Kraft kam, und ich wollte selber vom Rolli auf die Toilette kommen, ohne Toiletten- oder Duschstuhl. Das gelang natürlich nicht gleich. Aber es war zu schaffen. Das fühlte ich, und ich fing an, für den Toilettengang, zu trainieren.

Viel Zeit ist seitdem vergangen! Oft zu spät auf den Topf gekommen, aber heute klappt es, noch ein wichtiger Pluspunkt für mich!

Natürlich war man in einem „normalen“ Rollstuhl, einem Aktivrollstuhl, wieder ein freierer Mensch und man kommt wieder alleine von einem zum anderen Ort, ein sehr wichtiger Pluspunkt.

Und es wurde mir klar, es hatte sich gelohnt weiterzumachen.

Nun ging es los mit der Ergo und der Physiotherapie.

Ich sollte nun auch noch kochen. Hätte ich nur den Mund nicht so voll genommen und einigen Ärzten und Pflegerinnen erklärt, wie man am besten Fleisch und Fisch grillt, räuchert oder Gemüse zubereitet.

Sie wussten aus den Unterlagen, dass ich Koch und Gastronom war. Gut, ich konnte nicht mehr aus und musste ran.

Ich durfte in eine Küche mit unterfahrbarem Herd und Spüle. Die langen große Schubläden in Sitzhöhe erleichterten das Arbeiten, wenn man etwas aus dem hinteren Teil benötigt. Das hat mir schon mal etwas Mut gemacht.

Und es gab guten Kaffee aus der Espressomaschine, sehr wichtig!

Bis dahin hatte ich nur das Hochleistungskochen in meiner Küche in der Espert-Klause & Bar im Kopf und konnte mir kochen im Rollstuhl nicht vorstellen.

Der Umgang mit einem Messer war für mich, und das als Profi, fast unmöglich. Ich war den Tränen nahe! Die Therapeutin hatte mir geholfen, das geplante Kürbisgulasch zu schneiden und dann zu kochen. Es klappte, und die skeptischen Vegetariermädls von der Ergo kratzten den Topf leer! Wieder ein Plus!

Ja, und so ging es weiter. Heute sitze ich zwar immer noch im Rollstuhl, habe aber, durch die professionelle Physiotherapie, eine viel bessere Körperhaltung und bin beweglicher geworden. Mit viel Training und Handbike fahren habe ich wieder die nötige Kraft bekommen. Die Transfers vom Bett in den Rollstuhl, vom Rollstuhl auf das WC, den Duschrollstuhl oder den Stand-up Rolli, machen mir keine Probleme mehr.  Wenn das kein Plus ist?

Ich habe mir, eine rollstuhlgerechte Lehrküche, ein behindertengerechtes WC und eine großzügige Rampe am Hauseingang, zugelegt.  Damit möchte ich vor allem frisch- und altverletzte Rollstuhlfahrer und auch sonstige Interessenten ermutigen, mit mir, gut und effektiv zu kochen, um sich selbst zu versorgen.

Alleine, das zu organisieren, hat mich von meiner Situation abgelenkt. Es hat mir neuen Mut gemacht, weiterzumachen.

Viele kleine Erfolge habe ich mit harter Arbeit erreicht. Eines weiß ich jetzt sicher, der Kampf, die Schmerzen, die Rückschläge und Tränen, lohnen sich. Klar, es ist nicht mehr das alte Leben, aber es ist wieder lebenswert.

Wir Querschnittsgelähmten haben eine Lebenserwartung wie jeder andere auch, es ist nicht nötig den Kopf in den Sand zu stecken!

Nicht jeder Tag ist gut, oft jeder Zweite mit Schmerzen, aber jeder Zweite ist GUT.

Für mich ist das Glas wieder halb voll und nicht halb leer!

Mir ist auch noch sehr wichtig, Danke zu sagen!

Vor allem an meine Frau, an meine Mutter und nicht zuletzt an meinen Willen, sie haben mich unermüdlich motiviert, unterstützt und geholfen. Sie haben mir gezeigt, nicht aufzugeben.

Und es wird noch weitergehen, Stand Frühjahr 2023, deshalb……

Keep on rollin` and live your life
Und den Kopf nicht in den Sand stecken!
Paul Grasmaier
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